Böttcher
- stellen aus gebogenen Holzteilen (Dauben)
und aus verschiedenen Metallen Fässer, Bottiche, Kübel, Eimer und Ziergefäße her
- verwenden für Schwerfässer Dauben aus
Eichenholz, für Leichtfässer (Butterfässer oder Heringstonnen) aus Rotbuche, Fichte
oder Kiefer
- stellen Holzfässer für den Weinbau, für
Brennereien, für die Landwirtschaft, sowie für die Textil- und Papierindustrie her (für
Anlagen der Lebensmittelindustrie werden jedoch Gefäße und Behälter aus Kunststoff
produziert)
- versehen Gefäße mit Ventilen, Stutzen
und Hähnen
- beschichten die Gefäße anschließend
außen und innen mit Kunststoffen und Harzen
- waren als Fassbinder vor allem in den
mittelalterlichen Hansestädten wichtig für den Handel der Kaufleute
- haben raumsparende, praktische
Verpackungen für flüssige und feste Waren aller Art hergestellt, die sich gut stapeln
ließen (stellten Fässer zum Aufbewahren von Wein, Bier, Butter, Fleisch, Tran, Fisch,
Salz oder Getreide her)
- haben auch Tonnen für Erz, Getreide
und Bücher hergestellt
- wurden bezeichnet als: Rotbinder (wenn
sie Fässer aus Buchenholz herstellten)Schwarzbinder (wenn ihre Fässer aus Eichenholz waren) Weißbinder (wenn
ihre Fässer aus Nadelholz waren)
- waren in Weinbaugebieten nicht nur für
Weinfässer zuständig, sondern auch für die Lagerung des Weines in den Weinkellern
- stellten auch Eimer, Bottiche, Wannen,
Waschzuber, Kannen und Becher her
- brauchten für das Biegen der
Fassdauben, der Bearbeitung des Holzes mit dem Beil, Hobel, Gerade- und Krummmessern viel
Kraft
- plagten sich beim Binden und Aufziehen
des Eisenreifen auf die Fässer mit Treibhölzern, Treibeisen und Setzhämmern ab
- haben
z.B. in Schönebeck einen Bottich aus Nadelholz hergestellt (Vermögen von 48000 Litern,
8m hoch, 10 Meter Durchmesser)
Kräuterfrauen und Buckelapotheker
Kräuterfrauen
- beherrschten schon immer die Kunst, aus
Wiesenkräutern, Beeren, Wurzeln, Baumrinden und Tannenzapfen (Kusteln) heilsame
Tinkturen, Tropfen und Teemischungen herzustellen (sie nutzten die Kenntnisse der Köhler
und Kustelsteiger, die erste medizinische Kenntnisse hatten)
- wurden auch als Hexen (Kräuterhexen)
beschimpft und manchmal als solche auch verbrannt ( die letzte in Oberweißbach im Jahr
1782). Oft war Neid der Grund dafür, weil die jungen Mädchen nicht nur gute Kenntnisse
über die Heilkräuter besaßen, sondern dazu noch hübsch waren.
- vererbten ihr Wissen an Ihre Töchter
und Enkelkinder weiter
- pressten, kochten, und destillierten
aus gesammelten Kräutern Heilmittel
- nutzten den Reichtum an Pflanzen und
Kräutern und die sagenhaften Wälder für vielfache Erzählungen
- waren einfache, bescheidene Wäldler,
die im Huckelkorb die Kräuter sammelten (Frauen trugen ein Blaudruckhäubchen auf dem
Kopf)
- halfen mit Ihren Mittelchen schon zu
Zeiten des 30jährigen Krieges Menschen und Vieh
Buckelapotheker
- brachten schon im 17. und 18.
Jahrhundert Thüringer Olitäten (heilsame Öle, Essenzen und wohlriechende Wässerchen)
in ganz Europa in Umlauf
- trugen ihre Salben, Balsame und
Tinkturen auf dem Rücken in einem Tragegestell (Reef) oder in einem Rucksack aus
Ziegenleder
- waren oft als Kurpfuscher
und Hurenböcke verschrien, hatten meistens viel Geld
- vertrieben auch Misteltropfen,
Baldriantinktur, Melissengeist, Hingfong (aus Königsee)
- kamen vor allem aus der
Kräuterhochburg um Großbreitenbach, Oberweißbach, Bad Blankenburg
- machten Rezepturen (z.B. aus dem
Kloster Paulinzella) in ganz Europa bekannt
- wissen, dass es allein in unserer Gegend 100 bekannte Heilpflanzen
gibt und zeigen auf traditionellen Kräuterfesten und in Museen Olitäten und Utensilien im 80qkm großen
Thüringer Kräutergarten (in Oberweißbach, Großbreitenbach, Bad Blankenburg) und beim
Giftmischer in Schmiedefeld
Postillione (Brief- und
Frachtzusteller)
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- Hoch auf dem gelben Wagen
sitz ich beim Schwager vorn.
- Vorwärts die Rosse
traben, lustig schmettert das Horn.
- Felder, Wiesen und Auen,
leuchtet das Ährengold.
- Ich möchte ja so gerne
noch bleiben, aber der Wagen, der rollt.
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- sind überwiegend im Zustelldienst tätig
- erfüllen auch Aufgaben für die Postbank
- stellen den Postkunden Briefe, Pakete,
Eilsendungen und Telegramme zu
- benutzen oft Fahrzeuge
- leeren Briefkästen
- stempeln die eingelieferte Post und
sortieren diese
- nehmen Paketsendungen und Einzahlungen an,
leisten Rückzahlungen
- verteilen, verladen, übergeben oder
übernehmen Postsendungen
- sorgen für die Weiterbeförderung mit
Zügen, Kraftfahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen
- führen notwendige Abrechnungen durch
- arbeiten in Postunternehmen, bei Kurier-,
Express- und Paketdiensten
- sind an Postschaltern, in Schalterräumen
oder im Außendienst beschäftigt
- kutschierten erstmals im Jahr 1960
zwischen Nürnberg und Fürth
- beförderten Personen, Briefe und
Pakete
- trugen blaue Jacken mit rotem Kragen
und silbernen Litzen
- hatten an einer farbigen Schnur ein
Posthorn umgehängt, bei dessen Signal die Schlagbäume und Stadttore einer Stadt
geöffnet wurden
- zierten die Wappen der jeweiligen
Landes- und Dienstherren
- durften während ihres Dienstes nicht
verhaftet werden
- lenkten
Pferdegespanne vom hohen Bock aus oder ritten ein Sattelpferd
Zimmermänner
- bauen Holzkonstruktionen und bauten
aller Art vom einfachen Dachstuhl bis zur weitgespannten Halle in Holzleimbauweise
- verarbeiten Holz, holzartige Bauplatten,
Leichtbau-, Holzfaser-, Gipskarton- und Mineralfaserplatten, Dämm- und Kunststoffe
- stellen Holzbalkendecken, Trennwände,
Wand- und Deckenverkleidungen her
- bauen Holztreppen, Geländer, Fußböden,
Einfriedungen
- errichten Brücken, Verschalungen und
Arbeitsgerüste für den Betonbau
- stellen für den Fertigbau Teile her und
montieren damit Fertighäuser, Schulen, Turnhallen, Kindergärten
- sanieren und reparieren auch Altbauten
- isolieren Fassaden und Dächer gegen
Witterungseinflüsse und Lärm
- kalkulieren Preise und erstellen
Rechnungen
- errichteten bis ins 18. Jahrhundert die
meisten Häuser aus Fachwerk
- bauten auch Mühlen, Brücken,
Bergbaustollen und Schiffe
- haben beim Hausbau das hölzerne
Rahmen- und Ständerwerk, sowie den Dachstuhl errichtet, wobei die Kleiber (Maurer) die
Zwischenräume mit geheckselten Strohgeflecht füllten und mit Lehm bestrichen
- hatten als Werkzeuge Zurichtäxte,
Breitäxte und Beile und arbeiteten damit Balken, Schwellen und Dachsparren aus den
Baumstämmen
- verbanden die Balken durch Verzapfen
und anschließendem Vernageln
- trugen seit etwa 1900 schwarze,
ausgestellte Manchesterhosen und jacken, schwarze Westen mit Perlmuttknöpfen,
weiße Hemden und schwarze, breitrandige Schlapphüte
- gingen auf die Walz mit
Bundgeschirr (Bund und Stichaxt), Winkel, Stemmeisen und Klöpfel, sowie Handsäge
- einer von Ihnen war auch Joseph von
Nazareth
- Zeitungsartikel
- Neues Kinderbuch von Johanna
Kirschstein
Das
Museum Rotschnabelnest in Reichmannsdorf, direkt an der B281 zwischen Saalfeld
und Neuhaus am Rennweg gelegen, ist längst kein Geheimtipp mehr. Das Märchenzimmer, die
Gold- und Heimatstube und das Handwerkermuseum mit rund 100 Miniaturstuben über die
verschiedenen Berufe locken Touristen aus nah und fern. Wir sind begeistert von
Ihrem Museum, haben Trudi und Rene Hastetter aus Zürich ins Gästebuch geschrieben.
... alles sehr interessant, werden ,Golddorf
weiter empfehlen, verspricht ein Ehepaar aus Weimar.
Jetzt wird das
Museum vermutlich noch bekannter werden, dafür sorgt die Kinderbuchautorin Johanna
Kirschstein, die in Reichmannsdorf lebt, mit Ihrem neuesten Buch. In Maurer,
Töpfer, Scherenschleifer stellt sie das Rotschnabelnest vor und hat für alle
Berufe, vom Altenpfleger bis zum Zimmermann, einen kleinen Steckbrief
erstellt. Es ist das zehnte Buch, das in ihrem Verlag Das liebenswerte
Kinderbuch erschien. Und wieder gelingt es der Autorin, auf interessante Weise, die
verschiedenen Tätigkeiten anschaulich zu erläutern. Wie sah das Berufsbild früher aus?
Was ist daraus geworden? Wer kann sich noch erinnern? Auf diese uns weitere Fragen gibt
sie in Text und Bild Antwort. Jedem Beruf, soweit es ihn heute noch gibt, stellt sie das aktuelle Aufgabengebiet voran und erklärt
im zweiten Teil, welche Entwicklung das Handwerk über die Jahrhunderte genommen hat.
Über die Postillione beispielsweise, den heutigen Brief- und Frachtzustellern, erfährt
man dass sie erstmals 1620 zwischen Nürnberg und Fürth in ihren Kutschen Personen,
Briefe und Pakete transportierten. Dass sie blaue Jacken mit roten Kragen und silbernen
Litzen trugen und während ihres Dienstes nicht verhaftet werden durften. Auch Berufe
werden genannt, die heute nicht mehr oder
nicht mehr in ursprünglicher Form existieren, do der Schachtelmacher, die Spinnerin oder
die Pfeifenmacher. Allerlei Wissenswertes und auch Kurioses um die Berufe hat Johanna
Kirschstein mit viel Mühe zusammengetragen, Zunftzeichen und Sprüche dazugestellt und
die entsprechenden Fotos der Miniaturstuben, die im Rotschnabelnest zu sehen
sind.
Wie intensiv
sich die Autorin mit der Thematik befasst hat, beweist allein das alphabetische
Inhaltsverzeichnis. Jedem Beruf hat sie eine Volksweisheit zugeordnet. Beim Apotheker
heißt es Mit Arznei- und Pillen soll man keinen Hunger stillen und beim
Winzer Auch weißer Wein macht eine rote Nase.
Die Druckkosten
für die erste Auflage, die kostenlos an Thüringer Grundschulen übergeben wird,
übernahmen die Sparkasse Saalfeld-Rudolstadt und das Thüringer
Kultusministerium,
will Johanna Kirschstein unbedingt erwähnt wissen. Offizielle Buchpremiere war am 3.
November 2003 im Rotschnabelnest im Beisein des Thüringer Kultusministers Dr.
Krapp.
Erhältlich ist
die zweite Auflage im Museum in Reichmannsdorf oder bei der Autorin selbst
(Tel.:036701/30122).
Das Museum ist Dienstag bis Freitag von 10 17 Uhr und am Wochenende
von 13 17 Uhr geöffnet. |