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Leseprobe Maurer Töpfer Scherenschleifer

Vorwort

Große und kleine Besucher stehen voller Begeisterung vor nahezu 100 Miniaturstuben im
Rotschnabelnest und staunen, mit wie viel Liebe und Geschick die unterschiedlichsten Erwerbstätigkeiten gestaltet wurden.
Erinnerungen von Besuchern an Ihre ehemalige Arbeit werden wach: „Guck’ mal, so war das früher!“
Lehrer machen Schüler aufmerksam: „Seht ihr, so war das damals!“
Diese Begeisterung weckte natürlich den Wunsch, dass möglichst viele Kinder gemeinsam mit ihren Lehrern, Eltern und Großeltern in unserer Einrichtung einen interessanten Einblick in die Arbeitswelt nehmen sollen.
Die Idee zu diesem Buch entstand. Es war jedoch nicht einfach, die bildhaften Miniaturen schriftlich im Text darzustellen.
Wie war das früher? Was ist daraus geworden? Wer kann sich noch erinnern?
Das zusammengetragene Material mit seiner Vielfalt war bei den meisten Berufen so umfangreich, dass es schwer war, Text und Bild jeweils auf einer A4-Seite unterzubringen. Von einer homogenen Darstellung kann deshalb nicht ausgegangen werden, vielmehr von einer unterhaltsamen Information für große und kleine Besucher.
Dabei waren die sachlichen Informationen der BfA sehr dienlich. Bei den schönen Kupferstichen und Holzschnitten handelt es sich um Werke von Künstlern des Mittelalters.
 
Lassen Sie sich in Reichmannsdorf, der ältesten Goldgräbersiedlung Thüringens außer dem Handwerkerzimmer überraschen von der größten Schatzkiste der Welt, einer Dukatenpresse, einem Sagen- und Märchenzimmer mit Leseratten, von  ständigen Sonderausstellungen, einer wunderschönen Heimatstube und mit interessanten Ausstellungsstücken (auch vom Goldbergbau).
Direkt an der B281 gelegen, können Sie Ihren Ausflug nutzen zum Goldwaschen (nach Anmeldung), zu einem Besuch in unserem Porzellanmuseum, in die Morassinagrotte, in die Feengrotten, ins Haflingergestüt, ins Giftmischermuseum, zum größten Märchenbuch der Welt....
Genießen Sie dabei die herrliche Natur mit wunderschönen Wanderwegen und die schmackhafte Küche unserer einheimischen Gaststätten.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Johanna Kirschstein
Kinderbuchautorin
Reichmannsdorf
Wilfried Gerlich
Bürgermeister
Reichmannsdorf
Christian Jahn
Förderverein Goldbergbau e.V.
Reichmannsdorf

                                                         2. Auflage

Alphabetisches Inhaltsverzeichnis (Auszug)

Alchimist
Altenpfleger
Apotheker
Archäologe
Arzt
Astronom
Augenoptiker
Autoschlosser
Barbier
Bergmann
Blaudrucker
Böttcher
Brauer
Brunnenbauer
Büchsenmacher
Buckelapotheker
Bürokaufleute
Bürsten- und Pinselmacher
Dachdecker
Dirigent
Drucker
Eisenbahner
Feuerwehrmänner
Fischer
Fleischverkäufer
Flößer
Förster
Forstwirt
Fotograf
Fremdenführer
Friseure
.
.
.
.
Zimmermann
Es ist nich alles Gold was glänzt.
Wer das Alter nicht ehrt, ist des Alters nicht wert.
Mit Arznei und Pillen soll man nicht Hunger stillen.
Wer nicht sucht, der nichts findet.
Den Ärzten sind ihre Fehler am wenigsten zu verzeihen.
Wer stets zu den Sternen aufblickt, wird bald auf der Nase liegen.
Vier Augen sehen mehr als zwei.
Verdeckte Schäden werden größer.
In einer Barbierstube fehlt es nicht an Neuigkeiten.
Bergwerke können nicht ewig schütten.
Mit Tränen druckt man keine Stoffe.
Fässer, die hell klingen, sind leer.
Je toller gebraut, je besser das Bier.
Man muß den Brunnen so tief graben, bis er Wasser gibt.
Das geladene Gewehr schreckt einen, das ungeladene zwei.
Steile Berge hinaufsteigen fordert fordert am Anfang langsame Schritte.
Wer lange will ein Kaufmann sein, der lebe knapp und rechne fein.
Eine Borste macht noch keinen Besen.
Wer die Leiter hinauf will, muß mit der untersten Sprosse anfangen.
Ohne Takt verdirbt die beste Musik.
Ein schlechter Druck verdirbt viel gutes Papier.
Bleib' im Gleise, so fährst du nie irre.
Schreien löscht das Feuer nicht.
Willst du einen Fisch fangen, klettere nicht auf einen Baum.
Auf des Fleischers Tisch kommt selten ein guter Braten.
Wer sich an zwei Flöße klammert, kann leicht ertrinken.
Wie die Pflege, so die Erträge.
Ein guter Holzfäller ist ein Freund des Waldes.
Schmäh' den Spiegel nicht, wenn schief dein Angesicht.
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.
Weisheit ist unabhängig von der Länge der Haare.
 
 
 
 
Bei einem faulen Zimmermann rostet das Beil.
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Böttcher

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  • stellen aus gebogenen Holzteilen (Dauben) und aus verschiedenen Metallen Fässer, Bottiche, Kübel, Eimer und Ziergefäße her
  • verwenden für Schwerfässer Dauben aus Eichenholz, für Leichtfässer (Butterfässer oder Heringstonnen) aus Rotbuche, Fichte oder Kiefer
  • stellen Holzfässer für den Weinbau, für Brennereien, für die Landwirtschaft, sowie für die Textil- und Papierindustrie her (für Anlagen der Lebensmittelindustrie werden jedoch Gefäße und Behälter aus Kunststoff produziert)
  • versehen Gefäße mit Ventilen, Stutzen und Hähnen
  • beschichten die Gefäße anschließend außen und innen mit Kunststoffen und Harzen
  • waren als Fassbinder vor allem in den mittelalterlichen Hansestädten wichtig für den Handel der Kaufleute
  • haben raumsparende, praktische Verpackungen für flüssige und feste Waren aller Art hergestellt, die sich gut stapeln ließen (stellten Fässer zum Aufbewahren von Wein, Bier, Butter, Fleisch, Tran, Fisch, Salz oder Getreide her)
  • haben auch Tonnen für Erz, Getreide und Bücher hergestellt
  • wurden bezeichnet als: Rotbinder (wenn sie Fässer aus Buchenholz herstellten)Schwarzbinder (wenn ihre  Fässer aus Eichenholz waren) Weißbinder (wenn ihre Fässer aus Nadelholz waren) 
  • waren in Weinbaugebieten nicht nur für Weinfässer zuständig, sondern auch für die Lagerung des Weines in den Weinkellern
  • stellten auch Eimer, Bottiche, Wannen, Waschzuber, Kannen und Becher her
  • brauchten für das Biegen der Fassdauben, der Bearbeitung des Holzes mit dem Beil, Hobel, Gerade- und Krummmessern viel Kraft
  • plagten sich beim Binden und Aufziehen des Eisenreifen auf die Fässer mit Treibhölzern, Treibeisen und Setzhämmern ab
  • haben z.B. in Schönebeck einen Bottich aus Nadelholz hergestellt (Vermögen von 48000 Litern, 8m hoch, 10 Meter Durchmesser)

Kräuterfrauen und Buckelapotheker

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Kräuterfrauen 

  • beherrschten schon immer die Kunst, aus Wiesenkräutern, Beeren, Wurzeln, Baumrinden und Tannenzapfen (Kusteln) heilsame Tinkturen, Tropfen und Teemischungen herzustellen (sie nutzten die Kenntnisse der Köhler und Kustelsteiger, die erste medizinische Kenntnisse hatten)
  • wurden auch als Hexen (Kräuterhexen) beschimpft und manchmal als solche auch verbrannt ( die letzte in Oberweißbach im Jahr 1782). Oft war Neid der Grund dafür, weil die jungen Mädchen nicht nur gute Kenntnisse über die Heilkräuter besaßen, sondern dazu noch hübsch waren.
  • vererbten ihr Wissen an Ihre Töchter und Enkelkinder weiter
  • pressten, kochten, und destillierten aus gesammelten Kräutern Heilmittel
  • nutzten den Reichtum an Pflanzen und Kräutern und die sagenhaften Wälder für vielfache Erzählungen
  • waren einfache, bescheidene Wäldler, die im Huckelkorb die Kräuter sammelten (Frauen trugen ein Blaudruckhäubchen auf dem Kopf)
  • halfen mit Ihren Mittelchen schon zu Zeiten des 30jährigen Krieges Menschen und Vieh 

Buckelapotheker 

  • brachten schon im 17. und 18. Jahrhundert Thüringer Olitäten (heilsame Öle, Essenzen und wohlriechende Wässerchen) in ganz Europa in Umlauf
  • trugen ihre Salben, Balsame und Tinkturen auf dem Rücken in einem Tragegestell (Reef) oder in einem Rucksack aus Ziegenleder
  • waren oft als „Kurpfuscher“ und „Hurenböcke“ verschrien, hatten meistens viel Geld
  • vertrieben auch Misteltropfen, Baldriantinktur, Melissengeist, Hingfong (aus Königsee)
  • kamen vor allem aus der Kräuterhochburg um Großbreitenbach, Oberweißbach, Bad Blankenburg
  • machten Rezepturen (z.B. aus dem Kloster Paulinzella) in ganz Europa bekannt
  • wissen, dass es allein  in unserer Gegend 100 bekannte Heilpflanzen gibt und zeigen auf traditionellen Kräuterfesten und in Museen  Olitäten und Utensilien im 80qkm großen Thüringer Kräutergarten (in Oberweißbach, Großbreitenbach, Bad Blankenburg) und beim Giftmischer in Schmiedefeld

Postillione (Brief- und Frachtzusteller) 

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Hoch auf dem gelben Wagen sitz ich beim Schwager vorn.
Vorwärts die Rosse traben, lustig schmettert das Horn.
Felder, Wiesen und Auen, leuchtet das Ährengold.
Ich möchte ja so gerne noch bleiben, aber der Wagen, der rollt.

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  • sind überwiegend im Zustelldienst tätig
  • erfüllen auch Aufgaben für die Postbank
  • stellen den Postkunden Briefe, Pakete, Eilsendungen und Telegramme zu
  • benutzen oft Fahrzeuge
  • leeren Briefkästen
  • stempeln die eingelieferte Post und sortieren diese
  • nehmen Paketsendungen und Einzahlungen an, leisten Rückzahlungen
  • verteilen, verladen, übergeben oder übernehmen Postsendungen
  • sorgen für die Weiterbeförderung mit Zügen, Kraftfahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen
  • führen notwendige Abrechnungen durch
  • arbeiten in Postunternehmen, bei Kurier-, Express- und Paketdiensten
  • sind an Postschaltern, in Schalterräumen oder im Außendienst beschäftigt
  • kutschierten erstmals im Jahr 1960 zwischen Nürnberg und Fürth
  • beförderten Personen, Briefe und Pakete
  • trugen blaue Jacken mit rotem Kragen und silbernen Litzen
  • hatten an einer farbigen Schnur ein Posthorn umgehängt, bei dessen Signal die Schlagbäume und Stadttore einer Stadt geöffnet wurden
  • zierten die Wappen der jeweiligen Landes- und Dienstherren
  • durften während ihres Dienstes nicht verhaftet werden
  • lenkten Pferdegespanne vom hohen Bock aus oder ritten ein Sattelpferd

Zimmermänner

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  • bauen Holzkonstruktionen und –bauten aller Art vom einfachen Dachstuhl bis zur weitgespannten Halle in Holzleimbauweise
  • verarbeiten Holz, holzartige Bauplatten, Leichtbau-, Holzfaser-, Gipskarton- und Mineralfaserplatten, Dämm- und Kunststoffe
  • stellen Holzbalkendecken, Trennwände, Wand- und Deckenverkleidungen her
  • bauen Holztreppen, Geländer, Fußböden, Einfriedungen
  • errichten Brücken, Verschalungen und Arbeitsgerüste für den Betonbau
  • stellen für den Fertigbau Teile her und montieren damit Fertighäuser, Schulen, Turnhallen, Kindergärten
  • sanieren und reparieren auch Altbauten
  • isolieren Fassaden und Dächer gegen Witterungseinflüsse und Lärm
  • kalkulieren Preise und erstellen Rechnungen
  • errichteten bis ins 18. Jahrhundert die meisten Häuser aus Fachwerk
  • bauten auch Mühlen, Brücken, Bergbaustollen und Schiffe
  • haben beim Hausbau das hölzerne Rahmen- und Ständerwerk, sowie den Dachstuhl errichtet, wobei die Kleiber (Maurer) die Zwischenräume mit geheckselten Strohgeflecht füllten und mit Lehm bestrichen
  • hatten als Werkzeuge Zurichtäxte, Breitäxte und Beile und arbeiteten damit Balken, Schwellen und Dachsparren aus den Baumstämmen
  • verbanden die Balken durch Verzapfen und anschließendem Vernageln
  • trugen seit etwa 1900 schwarze, ausgestellte Manchesterhosen und –jacken, schwarze Westen mit Perlmuttknöpfen, weiße Hemden und schwarze, breitrandige Schlapphüte
  • gingen „auf die Walz“ mit Bundgeschirr (Bund und Stichaxt), Winkel, Stemmeisen und Klöpfel, sowie Handsäge
  • einer von Ihnen war auch Joseph von Nazareth

Zeitungsartikel
Neues Kinderbuch von Johanna Kirschstein

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 Das Museum „Rotschnabelnest“ in Reichmannsdorf, direkt an der B281 zwischen Saalfeld und Neuhaus am Rennweg gelegen, ist längst kein Geheimtipp mehr. Das Märchenzimmer, die Gold- und Heimatstube und das Handwerkermuseum mit rund 100 Miniaturstuben über die verschiedenen Berufe locken Touristen aus nah und fern. „Wir sind begeistert von Ihrem Museum“, haben Trudi und Rene Hastetter aus Zürich ins Gästebuch geschrieben. „... alles sehr interessant, werden  ,Golddorf’ weiter empfehlen“, verspricht’ ein Ehepaar aus Weimar.

Jetzt wird das Museum vermutlich noch bekannter werden, dafür sorgt die Kinderbuchautorin Johanna Kirschstein, die in Reichmannsdorf lebt, mit Ihrem neuesten Buch. In „Maurer, Töpfer, Scherenschleifer“ stellt sie das Rotschnabelnest vor und hat für alle Berufe, vom Altenpfleger bis zum Zimmermann, einen kleinen „Steckbrief“ erstellt. Es ist das zehnte Buch, das in ihrem Verlag „Das liebenswerte Kinderbuch“ erschien. Und wieder gelingt es der Autorin, auf interessante Weise, die verschiedenen Tätigkeiten anschaulich zu erläutern. Wie sah das Berufsbild früher aus? Was ist daraus geworden? Wer kann sich noch erinnern? Auf diese uns weitere Fragen gibt sie in Text und Bild Antwort. Jedem Beruf, soweit es ihn heute noch gibt, stellt  sie das aktuelle Aufgabengebiet voran und erklärt im zweiten Teil, welche Entwicklung das Handwerk über die Jahrhunderte genommen hat. Über die Postillione beispielsweise, den heutigen Brief- und Frachtzustellern, erfährt man dass sie erstmals 1620 zwischen Nürnberg und Fürth in ihren Kutschen Personen, Briefe und Pakete transportierten. Dass sie blaue Jacken mit roten Kragen und silbernen Litzen trugen und während ihres Dienstes nicht verhaftet werden durften. Auch Berufe werden genannt, die heute nicht mehr  oder nicht mehr in ursprünglicher Form existieren, do der Schachtelmacher, die Spinnerin oder die Pfeifenmacher. Allerlei Wissenswertes und auch Kurioses um die Berufe hat Johanna Kirschstein mit viel Mühe zusammengetragen, Zunftzeichen und Sprüche dazugestellt und die entsprechenden Fotos der Miniaturstuben, die im „Rotschnabelnest“ zu sehen sind.

Wie intensiv sich die Autorin mit der Thematik befasst hat, beweist allein das alphabetische Inhaltsverzeichnis. Jedem Beruf hat sie eine Volksweisheit zugeordnet. Beim Apotheker heißt es „Mit Arznei- und Pillen soll man keinen Hunger stillen“ und beim Winzer „Auch weißer Wein macht eine rote Nase“.

Die Druckkosten für die erste Auflage, die kostenlos an Thüringer Grundschulen übergeben wird, übernahmen die Sparkasse Saalfeld-Rudolstadt und das Thüringer

Kultusministerium, will Johanna Kirschstein unbedingt erwähnt wissen. Offizielle Buchpremiere war am 3. November 2003 im „Rotschnabelnest“ im Beisein des Thüringer Kultusministers Dr. Krapp.

Erhältlich ist die zweite Auflage im Museum in Reichmannsdorf oder bei der Autorin selbst (Tel.:036701/30122).

Das Museum ist Dienstag bis Freitag von 10 – 17 Uhr und am Wochenende von 13 – 17 Uhr geöffnet.