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Leseprobe Sagen, Zwerge, Labyrinthe

Liebe Kinder, liebe Erwachsene,

nachdem ich mit meinem Buch „Sagen, Menschen, Reiseziele“ unser schönes Thüringen „über der Erde“ vorgestellt habe, geht die Reise nun in eine zauberhafte Welt „unter Tage“. Im vorliegenden Buch „Sagen, Zwerge, Labyrinthe“ besuchen die Grottenfee, der Erzkönig, Naseweis, Huckepack und Zworg im Erdschrauber Höhlen, Grotten und Gruben in Thüringens Unterwelt.
Sie befinden sich dabei in guter Gesellschaft von mehr als drei Millionen Menschen, die jährlich die Schauhöhlen Deutschlands besuchen und von der unterirdischen Schönheit begeistert sind.
Seltene, oft einmalige Formen und Farben von Gesteinen und Kristallen ziehen Besucher aus nah und fern an.
Technische Denkmäler machen deutlich, wie mühsam und mit welchen Werkzeugen die Bergleute wertvolle Bodenschätze zu Tage gefördert haben.
Immer mehr Gruben und Höhlen werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und zeigen die faszinierende Welt im Inneren der Erde.
Eine umfassende und erschöpfende Information ist auf Grund der Vielfalt der Bergbau-Tradition in Thüringen nicht möglich.
Jede Höhle ist anders - jede Höhle ist schön!
Ich möchte mit diesem Buch meine Leser zu einer aufregenden Reise in unterirdische Hohlräume Thüringens einladen. Es wird erzählt über die schwere und gefahrvolle Arbeit der Bergleute, aber auch von geheimnisvollen Gestalten und Geschichten aus der märchenhaften Welt der Zwerge, Feen und Drachen.
Wenn beim Lesen dieses Buches der Wunsch geweckt wird, die einzigartige Unterwelt Thüringens kennenzulernen

freut sich
Johanna Kirschstein

Viel Spaß beim Lesen !

Vor vielen Jahren suchten Goldsucher aus nah und fern im Thüringer Schiefergebirge nach Gold. Hier in unserer Gegend haben zwei Goldgräber den ganzen Tag fleißig, mit ihren Hacken und Schaufeln im Erdreich nach einem Schatz gesucht. Müde, hungrig und ohne Erfolg setzten sie sich am Abend an eine Felswand, bevor sie den Heimweg ins nahe Lichtetal antreten wollten.
Da sehen sie im Mondschein zwischen den hohen Baumstämmen ein kleines Männlein, welches mit einer winzigen Laterne und einem Stöcklein im Wald hin und her hüpft und den Boden nach irgend etwas absucht. Plötzlich hält es inne, zieht eine kleine Haue aus seinem Gürtel und scharrt Moos vor seinen Füßen weg. Es bückt sich, hebt ein paar Steine hoch und hüpft vor Freude in die Luft ,Ritzeratz, gefunden der Schatz!', schallt sein Ruf durch den Wald. Schnell steckt es den Steinbrocken in seinen Beutel und verschwindet im Dunkel des Waldes.
Mucksmäuschenstill und reglos beobachteten die beiden Bergleute das seltsame Treiben des Zwerges. Sollten die Steine Gold gewesen sein? Am nächsten Morgen machten sie sich eifrig daran, tief im Erdreich nach einer Goldader zu suchen. Müde und enttäuscht gaben sie am Abend die Suche auf. Und wieder erschien das kleine Männlein, dieses Mal mit einem Schubkarren, den es eifrig mit Steinen belud, die die zwei Männer tagsüber ausgegraben hatten. ,Das müssen doch besondere Steine sein', dachten sie und nahmen in ihrem Ranzen ein paar mit heim.
Zu Hause im Lichtetal zeigen Sie einem erfahrenen alten Bergmann die rotbraunen rostigen Brocken. ,Eisenstein - und dazu ein besonders wertvoller', meinte der betagte Häuer, ,der bringt euch Reichtum!'

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Die Grottenfee lacht: „Da brauchst du keine Angst zu haben. Das ist schon lange her. Ich bin jedenfalls froh, dass es bisher keine Beanstandungen gab. Überall herrscht Ordnung. Hoffentlich bleibt es so. Wo fahren wir den jetzt hin Naseweis?

„Nach Walldorf, ins Höhlenlabyrinth, da freut sich Zwerg und Zworg und Kind!“

„Und Erwachsene“, ergänzt schmunzelnd der Erzkönig, „blättere doch mal in deinem Lexikon, Huckepack! Ist es wirklich einzigartig in Europa?“ „Ja hier steht es.“ Huckepack liest: „Die Sandstein- und Märchenhöhle Walldorf bei Meiningen hat eine Fläche von 65 000 Quadratmetern. 2 500 Säulen stützen die Decken ab.
In Schluchten, Kammern, Grotten wohnen Rapunzel, Hänsel und Gretel, der Froschkönig und andere Märchenfiguren der Gebrüder Grimm und die Sagengestalten des Heimatdichters Ludwig Bechstein. Auch Pittiplatsch, Herr Fuchs und Schnatterinchen haben hier eine Bleibe unter der Erde in den Sandgruben.
Diese gibt es seite über 200 Jahren. Die Sandbrocken wurden mit einer Kiepe aus der Höhle getragen, zu Hause von fleißigen Sandmachern zerkleinert und mit Handwagen oder Hundefuhrwerken in die Städte und Dörfer gefahren.
Das war eine staubige und ungesunde Arbeit. Heute kann der Besucher die Fuhrwerke und einfaches Werkzeug der Sandmacher besichtigen. Und wisst ihr, wie die Händler damals für ihren Scheuersand Werbung gemacht haben?
Es gab ja noch keine Fernseher oder Internet oder so was“, Huckepack sieht erwartungsvoll in die Runde.
Zworg meldet sich: „Ich weiß es. Sie haben ein Lied gesungen. Das kennt ihr auch!“ Er stellt sich in die Mitte des Erdschraubers und singt mit seiner hellen Stimme:

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Wo früher fleißige Bergleute mit Pickel und Meißel wertvolle Bodenschätze zu Tage gefördert haben, laufen jetzt Besucher rum und sehen sich alles an.“
„Ja“, bestätigt der Erzkönig, „immer mehr Bergwerke haben seit unserer letzten Fahrt Gruben und Höhlen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und zeigen den Besuchern die faszinierende Welt, aber auch die schwere Arbeit der Bergleute im Inneren der Erde.“
„Und da waren wir noch nicht mal überall“, meldet sich Zworg zu Wort, „ihr werdet sehen, wenn wir das nächste Mal durch Thüringen fahren, entdecken wir noch mehr.
Ich denke an das ,Blaue Gold' in den Schiefergruben im Raum Lehesten - Lobenstein, an die sagenumwobene Region rund um den Ringberg in Suhl oder das gemauerte unterirdische Labyrinth aus Goethes Zeiten im Ilm-Park in Weimar.
Hobbyforscher suchen immer wieder nach Geheimnissen in der Unterwelt Thüringens, wie in den Allendorfer Höhlen, den Zechsteinhöhlen in Garsitz oder dem Fürstenhuther Stollen im Saalfelder Siechenbachtal.“
„Also, du bist wirklich ein schlauer Zworg“, lobt die Märchenfee den kleinen Wichtel.
„Und nun will ich mal sehen, ob ihr unser nächstes und letztes Reiseziel erraten könnt. Paßt auf!

Die Stadt liegt an einem schönen Fluß.
Die Stadt hat die farbenreichsten Grotten der Welt.
Die Stadt wird Steinerne Chronik Thüringens genannt.
Die Stadt hatte im Jahr 1999 ihren 1 100. Geburtstag.
Die Stadt hat den kleinsten Dichter der Welt.“

Natürlich wissen alle, um welche Stadt es sich handelt. Aber am schnellsten meldet sich der kleine Zworg: „Saalfeld! Das war doch leicht! Und da fahren wir jetzt hin?“
„Ja, und ich freue mich auf die Feengrotten. Da war ich lange nicht“, sagt der Erzkönig und sein kleiner blauer Wichtel aus Schmiedefeld schlägt vor:
„Damit ihr seht, dass ich kein bißchen neidisch auf die Saalfelder bin, führe ich euch durch die Feengrotten und zeige euch alles.“
„Da bin ich aber neugierig, und ich werde aufpassen, dass du alles richtig machst.“ Die Märchenfee lenkt ihren Erdschrauber auf seinen Parkplatz am Handwerkerhof der Saalfelder Feengrotten und sieht auf die Uhr:
„Es ist abends. Besucher sind nicht mehr da. Wir ziehen jetzt unsere Schutzmäntel an und du kannst mit deiner Führung beginngen, Huckepack!“
Stolz geht dieser den anderen voran durch die eisenbeschlagene schwere Holztür in eine märchenhafte Welt unter Tage.
„Also, dann folgt mir bitte. Unser unterirdischer Weg ist ungefähr 550 Meter lang. Seit 1914 sind hier viele Millionen Menschen langgelaufen und haben sich an den bizarren Gebilden erfreut.
Die Natur hat in Hunderten von Jahren ungestört eine einmalige Farbenpracht geschaffen. Seht mal, wie die Tropfsteine schillern. Kein Maler der Welt hat so eine Farbpalette auf Lager.
In der linken Quellgrotte haben Forscher 60 unterschiedliche Farbtöne ,gefunden', von hauchdünnen weißen Nadelkristallen über gelb, braun, violett, grün bis zum satten Tiefschwarz!“ „Ich weiß, dass man in jüngster Zeit wieder neue, seltene Minerale gefunden hat. Und damals, etwa im Jahr 1530, wurden Stollen in den Berg gehauen, um Alaunschiefer im Bergwerk Jeremias Glück abzubauen. Wissen Sie noch, wie das damals war?“ fragt der Erzkönig die Grottenfee. „Ja sehr gut sogar! Für eine Fee sind doch ein paar Jahrhunderte keine lange Zeit! Der Abbau war eine schwere Arbeit“, erinnert sich die Fee, „schlimm war, dass sogar Kinder mit in den Stollen mussten.

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Höhlen, Grotten und Bergwerke
Allendorfer Höhlen                         
Altensteiner Höhle
Baumannshöhle
Drachenhöhle
Erlebnisbergwerk
Erlebnisbergwerk
Feengrotten
Fuchsloch und Höhle
Fürstenhuther Stollen
Geraer Höhler
Grube Hühn
Heimkehle
Hermannshöhle
Kittelsthaler Tropfsteinhöhle
Marienglashöhle
Märchenhöhle
Morassina-Grotte
Rabensteiner Stollen
Schaubergwerk „Am Aschberg“
Schaubergwerk Trusetal
Schneckenloch
Volle Rose
Zechsteinhöhle
Zinselhöhle
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Sagenhafte Geschichten aus der Thüringer Unterwelt und anderes .....

Von Goldsuchern in Schmiedefeld, die Eisenerz fanden
Weshalb die Reichmannsdorfer arm wurden
Warum die Zinselmännchen nicht mehr in Meschenbach wohnen
Von der Spaltung des Gamsenberges in zwei Teile
Wie das Lied „Der Sandmann ist da“entstand
Vom armen Hammerschleifer un den fleißigen Wichteln
Wie Schatzsucher aus Venedig am Inselsberg mit einem Drachen kämpften
Von der wunderbaren Blume, die ein Schlüssel war
Vom Hirtenjungen und der Göttin der Liebe im Hörselberg
Die totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999
Wie ein Rabe einem jungen Bergmann das Leben rettete
Wie zwei Fuhrleute im Harz die Steinkohle entdeckten
Die Entstehung von Steinkohle
Weshalb die Liekirche im Syrauer Wald gebaut wurde
Vom Streit des Zwergenvolkes mit dem Grafen von Stolberg und den Mönchen
Die Barbarossa-Sage (Gedicht von Friedrich Rückert)
Vom singenden Bergmann und dem verratenen Berggeist
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Gold diggers in Schmiedefeld who found iron ore

Many years ago gold diggers were searching for gold in the Thuringian slate mountain range. Here, in our region, two gold diggers have been searching diligently for a treasure in the Earthly Kingdom with their shovels and mattocks. Tired, hungry and without any success they sat down against a wall of rock in the evening befor they wanted to return to the near Lichtevalley.
All of a sudden they saw a tiny little man between the high tree trunks in the moonlight who was jumping back and forth with a tiny lantern and a tiny stick searching the ground. Suddenly he stopped, he pulled a small pickaxe from his belt and scraped the ground clear of moss in front of his feet.
He bent down, lifted a few stones up and jumped out of joy into the air.
„What a pleasure I found the treasure!“ His cry was heard through the forest. Quickly he put the boulder in his bag and disappeared into the darkness of the forest.
Quiet as a mouse and motionless the two miners watched the strange doings of the dwarf. Should those rocks have been gold? The following morning they started eagerly looking for a gold vein deep down in the Earthly Kingdom.
Tired and disappointed they gave up their search at night. And again the tiny little man appeared. This time he came with a wheelbarrow. He eagerly loaded it with the rocks the two men had dug out by day. „Those have to be special rocks“ they thought and took a few of them home in their knapsack. Back home in the Lichtevalley they presented the reddish brown rusty rocks to an old experienced miner. „Iron rock and as well an especially precious one“ the aged miner said „that will bring you riches“.
And so it was. The gold diggers became miners in the iron or mine,
others worked in the ironworks. A new settlement arose at the edge of the mid mountain range, my home town Schmiedefeld.

                                    (Deutsch auf Seite 16)